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Das Bieterverfahren für Immobilien: Ablauf, Taktik & rechtliche Fallen in Österreich

Dein Leitfaden zum Bieterverfahren in Österreich. Erfahre Schritt für Schritt den Ablauf, ob dein Gebot rechtlich bindend ist & wie du als Käufer gewinnst.

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Finanzexperte: Alexander Senger
Stand: 19.06.2025
Das Bieterverfahren für Immobilien: Ablauf, Taktik & rechtliche Fallen in Österreich

Das Wichtigste
in Kürze

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Keine Auktion: Das Bieterverfahren ist eine Methode zur Preisfindung. Im Gegensatz zu einer Versteigerung ist der Verkäufer nicht verpflichtet, das höchste Gebot anzunehmen.

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Unverbindliche Gebote: Ihr Gebot ist in Österreich rechtlich nicht bindend. Erst die Unterzeichnung eines notariell beglaubigten Kaufvertrags schafft eine Verpflichtung für Käufer und Verkäufer.

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Freie Entscheidung des Verkäufers: Der Verkäufer kann frei entscheiden, an wen er verkauft. Nicht nur der Preis zählt; auch die Bonität und Seriosität des Käufers sind oft ausschlaggebend.

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Strategie ist entscheidend: Als Käufer sollten Sie Ihr finanzielles Limit vor der ersten Gebotsabgabe festlegen und sich strikt daran halten, um nicht in eine emotionale Bieterschlacht zu geraten.

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In diesem Ratgeber:

    Einleitung

    Sie haben Ihre Traumimmobilie gefunden, doch im Exposé steht der Satz: „Verkauf im Bieterverfahren“. Dieser Hinweis löst bei vielen Interessenten eine Mischung aus Hoffnung und Unsicherheit aus. Handelt es sich um eine einmalige Chance auf ein Schnäppchen oder ein riskantes Pokerspiel? Viele stellen sich die entscheidenden Fragen: Ist mein Gebot verbindlich? Wie genau läuft das Verfahren ab? Und wie kann ich mich erfolgreich gegen andere Bieter durchsetzen?

    Dieser Leitfaden für den österreichischen Markt schafft Klarheit. Wir erklären Ihnen Schritt für Schritt, wie das Bieterverfahren beim Immobilienverkauf funktioniert, welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten und welche strategischen Taktiken Käufern und Verkäufern zum Erfolg verhelfen. So treffen Sie Ihre Entscheidung fundiert und sicher.

    Was ist ein Bieterverfahren und wie funktioniert diese Verkaufsmethode?

    Das Bieterverfahren ist eine Verkaufsmethode, die in Österreich zunehmend genutzt wird. Es bietet eine Alternative zum klassischen Verkauf mit einem festen Angebotspreis. Im Kern geht es darum, durch den Wettbewerb mehrerer Interessenten den bestmöglichen Marktpreis für eine Immobilie zu ermitteln.

    Die einfache Definition: Mehr als nur eine Auktion

    Ein Bieterverfahren ist ein strukturiertes Verfahren zur Preisfindung, keine rechtlich bindende Auktion oder Versteigerung. Der Verkäufer lädt potenzielle Käufer ein, innerhalb einer bestimmten Frist Gebote für eine Immobilie abzugeben. Das entscheidende Merkmal ist, dass der Verkäufer nicht verpflichtet ist, das höchste Gebot anzunehmen. Er kann auch ein niedrigeres Gebot wählen oder den Verkauf ganz abbrechen. Das Hauptziel ist oft, den fairen Marktpreis für schwer schätzbare Objekte zu ermitteln, etwa bei Immobilien in begehrter Lage oder mit individuellem Renovierungsbedarf.

    Offenes vs. strukturiertes Bieterverfahren: Die wichtigsten Unterschiede

    In der Praxis haben sich zwei Hauptformen etabliert, deren Ablauf sich für Bieter und Verkäufer deutlich unterscheidet.

    • Offenes Bieterverfahren: Bei dieser Variante sind die abgegebenen Gebote oft für alle Teilnehmer transparent, zum Beispiel auf einer digitalen Plattform. Dies schafft zwar eine hohe Transparenz, kann aber auch den Druck auf die Bieter erhöhen und zu einer schnellen, emotionalen Preisspirale führen.
    • Strukturiertes oder geschlossenes Bieterverfahren: Hier geben alle Interessenten ihre Gebote verdeckt und schriftlich innerhalb einer festgelegten Frist ab. Niemand kennt die Gebote der anderen. Dieses Verfahren ist diskreter und verhindert oft emotionale Bieterschlachten. Der Verkäufer vergleicht die Gebote nach Ablauf der Frist in Ruhe.

    Digitales vs. traditionelles Bieterverfahren: Vorteile und Nachteile

    Die Digitalisierung hat auch das Bieterverfahren modernisiert. Während traditionelle Verfahren oft per E-Mail oder Post abgewickelt werden, nutzen digitale Bieterverfahren spezielle Online-Plattformen.

    Digitales Bieterverfahren:

    • Vorteile: Hohe Transparenz (bei offenen Verfahren), schneller Prozess, einfacher Zugang für alle Bieter.
    • Nachteile: Kann unpersönlich wirken, höhere Gefahr von spontanen, emotionalen Geboten.

    Traditionelles Bieterverfahren:

    • Vorteile: Mehr Diskretion, persönlicher Kontakt zum Verkäufer oder Makler kann eine positive Rolle spielen.
    • Nachteile: Weniger transparent, der Prozess kann langsamer und aufwendiger sein.

    Der genaue Ablauf des Verfahrens in Österreich (Schritt für Schritt)

    Ein erfolgreiches Bieterverfahren folgt einer klaren Struktur. Für Käufer und Verkäufer ist es entscheidend, diese Phasen zu kennen, um das Verfahren optimal für sich zu nutzen.

    Schritt 1: Vorbereitung und Festlegung des Mindestpreises

    Aus Verkäufersicht beginnt alles mit der sorgfältigen Vorbereitung. Dazu gehört das Zusammentragen aller relevanten Unterlagen wie Grundbuchauszug, Energieausweis und Baupläne. Anschließend legt der Verkäufer einen Mindestpreis fest, der oft als attraktiver Startpreis kommuniziert wird, um einen breiten Kreis von Interessenten anzulocken.

    Schritt 2: Vermarktung und Organisation der Besichtigungstermine

    Die Immobilie wird nun am Markt beworben, wobei klar auf das Bieterverfahren hingewiesen wird. Eine gängige und effiziente Praxis sind Sammelbesichtigungen. An einem oder mehreren festen Terminen können alle Interessenten die Immobilie besichtigen. Hier ist eine klare Kommunikation der Spielregeln, Fristen und des weiteren Ablaufs entscheidend.

    Schritt 3: Die Bieterrunde(n) – Ein- und mehrstufige Verfahren erklärt

    Nach den Besichtigungen beginnt die eigentliche Bieterphase.

    • Einstufiges Verfahren: Alle Interessenten geben innerhalb einer festen Frist ein einziges Gebot ab. Der Verkäufer entscheidet auf dieser Basis.
    • Mehrstufiges Verfahren: In der Praxis kommt häufig auch ein mehrstufiges Vorgehen zum Einsatz. Nach einer ersten Runde werden die vielversprechendsten Bieter zu einer zweiten, engeren Runde eingeladen. Dies gibt dem Verkäufer die Möglichkeit, gezielt nachverhandeln zu lassen und die ernsthaftesten Kandidaten herauszufiltern.

    Schritt 4: Prüfung der Gebote und Entscheidung des Verkäufers

    Nach Ablauf der Frist prüft der Verkäufer die eingegangenen Gebote. Hier zählt nicht nur die Höhe des Preises. Die Bonität des Käufers, nachgewiesen durch eine Finanzierungsbestätigung, und die generelle Seriosität spielen eine ebenso wichtige Rolle. Der Verkäufer kann sich für das höchste Gebot entscheiden, muss es aber nicht. Er kann auch Nachverhandlungen mit ausgewählten Bietern führen oder einen Käufer bevorzugen, der eine schnellere Abwicklung zusichert.

    Schritt 5: Der Weg zum Notar – Vertragsabschluss und rechtliche Bindung

    Hat sich der Verkäufer für einen Käufer entschieden, folgt der entscheidende Schritt. Der Kauf wird erst durch die Unterzeichnung eines notariell beurkundeten Kaufvertrags für beide Seiten rechtlich bindend. Bis zu diesem Zeitpunkt können sowohl Käufer als auch Verkäufer ohne rechtliche Konsequenzen vom Geschäft zurücktreten.

    Mythos vs. Realität: Die 3 größten Irrtümer beim Bieterverfahren

    Die Perspektive des Verkäufers: So maximieren Sie den Verkaufspreis

    Wann lohnt sich diese Verkaufsmethode für meine Immobilie?

    Nicht für jede Immobilie ist das Bieterverfahren geeignet. Als Verkäufer profitieren Sie besonders in folgenden Szenarien:

    • Hohe Nachfrage: Bei Objekten in sehr begehrten Lagen oder Städten.
    • Besondere Immobilien: Einzigartige Objekte wie Villen, Lofts oder Häuser mit Seeblick, deren Wert schwer zu schätzen ist.
    • Renovierungsbedürftige Objekte: Häuser mit großem Potenzial, das verschiedene Käufergruppen unterschiedlich bewerten.
    • Erbschaftsfälle: Wenn eine Erbengemeinschaft schnell und zu einem fairen Preis verkaufen möchte.

    Checkliste für Verkäufer: So bereiten Sie alles optimal vor

    • Vollständige Unterlagen: Stellen Sie Energieausweis, Grundbuchauszug, Baupläne und Betriebskostenabrechnungen zusammen.
    • Professionelle Präsentation: Investieren Sie in hochwertige Fotos und ein aussagekräftiges Exposé.
    • Klare Regeln: Definieren Sie den Start- bzw. Mindestpreis, die Bieterfristen und den genauen Ablauf.
    • Professionelle Begleitung: Ein erfahrener Immobilienmakler kann das Verfahren rechtssicher und professionell für Sie steuern.

    Die Perspektive des Käufers: Taktik & Strategie für den Erfolg

    Die richtige Taktik für Käufer: Wie viel sollte ich bieten?

    Für Käufer ist das Bieterverfahren eine emotionale Herausforderung. Mit der richtigen Strategie behalten Sie bei den Gebotsabgaben die Kontrolle.

    • Immobilie genau prüfen: Lassen Sie das Objekt idealerweise von einem Bausachverständigen prüfen, um versteckte Mängel und Kosten aufzudecken.
    • Finanzierungsgrenze kennen: Klären Sie Ihr Budget vorab mit Ihrer Bank und legen Sie Ihr persönliches Maximalgebot fest.
    • Kühlen Kopf bewahren: Die Bieterschlacht kann hitzig werden. Ihr festgelegtes Limit ist Ihre rote Linie – überschreiten Sie es nicht. Ein „krummer“ Betrag (z. B. 451.500 € statt 450.000 €) kann dabei psychologisch wirksam sein.

    Entscheidender Vorteil: Finanzierungsbestätigung als Käufer

    Ein Verkäufer will vor allem Sicherheit. Wenn Sie Ihrem Gebot eine vorläufige Finanzierungszusage Ihrer Bank beilegen, heben Sie sich sofort von anderen Bietern ab. Sie signalisieren damit, dass Sie nicht nur willens, sondern auch in der Lage sind, den Kaufpreis zu bezahlen. Das minimiert das Risiko für den Verkäufer und stärkt Ihre Verhandlungsposition enorm.

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    Checkliste für Käufer: Diese Unterlagen stärken Ihre Position

    • Finanzierungsbestätigung: Das wichtigste Dokument, um Ihre Bonität als Käufer zu beweisen.
    • Kurzer Bonitätsnachweis: Ein einfacher Nachweis über Ihr Eigenkapital kann ebenfalls hilfreich sein.
    • Persönliche Vorstellung (optional): Ein kurzes, sympathisches Anschreiben kann besonders bei privaten Verkäufern den Ausschlag geben.

    Rechtliche Rahmenbedingungen in Österreich: Was Sie wissen müssen

    Ist ein Gebot beim Bieterverfahren rechtlich verbindlich?

    Die klare Antwort lautet: Nein. Nach österreichischem Recht, genauer dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB), sind Gebote im Rahmen eines Bieterverfahrens lediglich eine Aufforderung zur Angebotslegung (invitatio ad offerendum). Eine rechtliche Bindung entsteht für Käufer und Verkäufer erst, wenn sie sich über alle wesentlichen Vertragsdetails (Kaufgegenstand, Preis) einig sind und diese Einigung in einem formgültigen, notariell beglaubigten Kaufanbot oder direkt im Kaufvertrag festgehalten wird.

    Die entscheidende Rolle des Notars beim Immobilienkauf

    Der Notar ist beim Immobilienkauf in Österreich eine unverzichtbare, neutrale Instanz. Er setzt den Kaufvertrag auf, klärt beide Parteien – Käufer und Verkäufer – über ihre Rechte und Pflichten auf und stellt sicher, dass alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt sind. Er veranlasst zudem die Eigentumsübertragung im Grundbuch und sorgt für die sichere Abwicklung der Kaufpreiszahlung, was für höchste Rechtssicherheit sorgt.

    Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Bieterverfahren bei Immobilien

    Ist ein Bieterverfahren bei Immobilien seriös?

    Ja, absolut. Wenn das Verfahren von einem professionellen Immobilienmakler oder direkt vom Eigentümer transparent und mit klaren Regeln durchgeführt wird, ist es eine etablierte und seriöse Verkaufsmethode zur fairen Preisfindung.

    Muss man nach dem Bieten die Immobilie kaufen?

    Nein. Solange kein notariell beglaubigter Kaufvertrag unterzeichnet ist, besteht für Sie als Bieter keine Verpflichtung zum Kauf. Sie können Ihr Gebot bis zur finalen Einigung jederzeit zurückziehen.

    Kann ich mein Gebot nachträglich ändern?

    Ja, in der Regel können Sie Ihr Gebot bis zum Ende der vom Verkäufer festgelegten Frist anpassen oder erhöhen. In mehrstufigen Verfahren werden Sie als Bieter sogar explizit zu einer Anpassung aufgefordert.

    Welche Kosten fallen für Käufer beim Bieterverfahren an?

    Die Teilnahme am Bieterverfahren selbst ist kostenlos. Erst bei einem erfolgreichen Kaufabschluss fallen für den Käufer die üblichen Nebenkosten beim Hauskauf an. Dazu gehören die Grunderwerbsteuer (3,5 %), die Grundbucheintragungsgebühr (1,1 %), die Notarkosten sowie eine eventuelle Maklerprovision (in Österreich üblicherweise 3 % des Kaufpreises zzgl. USt).

    Ist ein Bieterverfahren trotz Festpreis-Angabe möglich?

    Dies ist sehr unüblich und würde für Intransparenz sorgen. Seriöse Anbieter nennen einen „Richtpreis“ oder „Startpreis“, der klar als Verhandlungsbasis für das Verfahren und nicht als fester Verkaufspreis deklariert ist.

    Fazit

    Das Bieterverfahren für Immobilien ist weder ein reines Glücksspiel noch eine garantierte Methode zur Preismaximierung. Es ist vielmehr eine transparente und faire Verkaufsmethode zur Ermittlung des aktuellen Marktwertes einer Immobilie, die in Österreich sowohl für Käufer als auch für Verkäufer echte Chancen bietet.

    Der Schlüssel zum Erfolg liegt für beide Seiten in einer exzellenten Vorbereitung, einer klaren Strategie und dem genauen Wissen um die rechtlichen Spielregeln. Mit einem festgelegten Maximalgebot und den richtigen Unterlagen können Käufer souverän agieren, während ein gut strukturierter Prozess dem Verkäufer hilft, den optimalen Preis zu erzielen.

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    Alexander Senger
    Alexander Senger

    Alexander Senger ist bei Capitalo für die Bereiche Marketing, Content-Erstellung, Entwicklung und Administration verantwortlich. Mit über 15 Jahren Erfahrung im Online-Marketing und einer Leidenschaft für Finanzthemen setzt er sich dafür ein, Verbrauchern komplexe Finanzfragen verständlich und nahbar zu machen. Sein Ziel ist es, Menschen dabei zu unterstützen, fundierte Entscheidungen rund ums Thema Geld zu treffen.

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