In Krisenzeiten soll sich das sogenannte Betongold bewähren: Immobilien gelten schließlich als sicheres Investment, das Anleger ruhig schlafen lässt. Aber kann es sich jetzt auszahlen, Immobilien zu kaufen – also mitten in schwierigen Zeiten?
Noch fehlen genaue Daten, um genaue Prognosen oder Analysen zum Immobilienmarkt abgeben zu können. Es steht ja nicht fest, wie heftig die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sein werden. Laut einer Untersuchung des Wiener Immobilienspezialisten EHL wurden im März allerdings schon ein deutlicher Rückgang der Investments in großvolumige Immobilienprojekte in Österreich beobachtet.
Wie geht es weiter? Diese Trends sind nach Ansicht von Experten derzeit maßgeblich:
Preise könnten fallen: Die wirtschaftlichen Turbulenzen werden auch Immobilienmärkte erfassen. Investoren könnten geplante Investitionen aufschieben, Projekte eventuell ganz gestoppt werden. Und Entwickler könnten Mühe haben, Käufer oder Mieter für Wohn- und Geschäftsimmobilien zu finden. Denn Unternehmen und Privatpersonen müssen den Gürtel enger schnallen. Das bedeutet wiederum: Mit steigenden Preisen könnte es auf einigen Märkten vorbei sein, auch weil Käufer aus dem Ausland als Zielgruppe teilweise wegfallen. In welchen Regionen und für welche Objekte die Preise aber nachhaltig sinken werden, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Das hängt auch von den staatlichen Unterstützungsgeldern ab. Dass die steigende Attraktivität von Immobilieninvestments im Vergleich zu anderen Anlagemöglichkeiten aber sogar zu steigenden Preisen führen könnte, wird von Experten im Moment bezweifelt.
Deutschsprachige Länder sind gut aufgestellt. In Krisenzeiten besteht stets auch die Gefahr, dass es zum Platzen von Immobilienblasen kommt. Doch für Österreich, Deutschland und die Schweiz wird das Risiko von den Experten derzeit als recht gering angesehen. Die Banken dieser Länder haben nicht wahllos Wohndarlehen vergeben und es wurde auch nicht im übertriebenen Maße gebaut. Vielmehr war die Nachfrage auf wichtigen Märkten wie etwa in den Metropolregionen hoch – und selbst wenn diese zurückgehen dürfte, sollte das keinen Knall verursachen.
Finanzierung bleibt günstig. Die Corona-Krise wird dazu führen, dass die Zinsen auf absehbare Zeit sehr niedrig bleiben werden. Das wiederum macht die Finanzierung von Immobilien bzw. Bauprojekten auf lange Sicht günstig. Wer jetzt eine solche Finanzierung anstrebt, könnte sich beispielsweise für ein Produkt mit Zinsbindung entscheiden, um über einen längeren Zeitraum von den niedrigen Zinssätzen zu profitieren. Wer es riskant mag, könnte sogar auf weiter fallende Zinsen hoffen, doch das erscheint derzeit ein großes Wagnis.
Abgesehen von den Zinsen sollten Immobilienkäufer jedenfalls das prinzipielle Risiko einer Finanzierung nicht übersehen – selbst bei niedrigen Zinsen kann die monatliche Belastung über einen langen Zeitraum groß sein. Und wenn die Wirtschaftskrise lange dauert, könnte ein (vergleichsweise hohes) Darlehen zur Nervenbelastung werden. Abwägen der Risiken, genaue Kalkulation und Vergleichen der Angebote sind empfehlenswert.